Geschichte Urberachs
Urbulus und Orbus
Vor etwa 2800 Jahren erstreckte sich das Reich des Königs Tridrys über Rheingau und Maingau.
Gemeinsam mit seiner Gemahlin herrschte Tridrys in friedlichen Zeiten von seiner Burg aus über ein Volk der Bequemlichkeit und Lebensfreude, die Südhessen.
Dem Ehepaar war die Geburt eines Sohnes verwehrt geblieben und so versuchten sie, ihre Tochter Prinzessin Hassia an einen ehrenhaften Mann zu verheiraten, der einmal an ihrer Seite König des Landes werden könnte.
So wurde am königlichen Hof auf Geheiẞ von Tridrys ein Wagenrennen ausgerichtet, zu dem die weltbesten Wagenlenker eingeladen waren.
Dem Sieger wurde die Prinzessin Hassia zur Frau versprochen.
Jupiter, der römische Göttervater, hatte von der unbeschreiblichen Schönheit der Hassia gehört und nahm in menschlicher Gestalt am Wagenrennen teil, welches er schlieẞlich aufgrund seine göttlichen Kräfte auch gewann.
Nachdem Jupiter und Hassia verheiratet worden waren, gebar Hassia im Jahre 771 v. Chr. die halbgöttlichen Zwillingsbrüder Urbulus und Orbus, zwei kerngesunde Jungen von kräftiger Statur.
Ruine der Burg des Tridrys. Hier wurden Urbulus und Orbus als Söhne von Hassia geboren.
Juno, der Gemahlin des Jupiter, war das falsche Spiel ihres Ehemanns nicht entgangen.
Nachdem sie die Geburt von Urbulus und Orbus enttarnt hatte, schwor sie Rache.
Sie schmiedete einen Plan, die beiden Säuglinge zu entführen und ans Ende der Welt zu verbannen.
Ihr Plan schlug fehl, da die beiden Zwillingsbrüder aufgrund ihrer halbgöttlichen Natur nicht aus den Grenzen des Königreiches ihres Groẞvaters heraus entführt werden konnten.
Da setzte Juno die beiden Säuglinge im tiefsten Waldgebiet des Maingaus weit weg von jeder menschlichen Siedlung aus, in der Rödermark.
Hier überlieẞ sie die beiden Knaben ihrem Schicksal - wohl im Glauben, dass das nächste wilde Tier Urbulus und Orbus schon fressen würde.
Mamma Vulpa und Faustulus
Es dauerte nicht lange und Urbulus und Orbus hatten mit ihrem Geschrei auf sich aufmerksam machen können.
Eine Füchsin, Mamma Vulpa, fand die beiden Säuglinge, nahm die beiden in ihrem Bau auf und säugte sie.
So wurden Urbulus und Orbus gröẞer und stärker.
Auch saugten sie durch die Muttermilch die Schlauheit der Füchsin auf.
Urbulus, der bei Mamma Vulpa stets auf der Seite des Herzens gesäugt wurde, nahm zudem Liebe und Fürsorge auf.
Orbus, der stets auf der anderen Seite gesäugt wurde, blieb diese Gabe verwehrt.
Stattdessen bildete er Hinterlist, Gier und Neid auf seinen Bruder aus, da dieser stets an der Zitze auf der Seite des Mutterherzens saugen durfte.
Als die Buben zwei Jahre alt wurden, konnte Mamma Vulpa nicht länger für sie sorgen.
Sie übergab die Buben deswegen an Faustulus, einen Schweinehirten in der Rödermark, der auẞerdem auf einem Berg im tiefsten Wald, der Bulau, eine Unterkunft für Reisende und Wanderer betrieb.
Bei Faustulus gedeihten die beiden Burschen prächtig.
Faustulus sorgte für sie und bildete sie gut aus.
So wuchsen Urbulus und Orbus zu stattlichen Männern heran.
Der Bruderstreit am 18. Geburtstag
Der 18. Geburtstag von Urbulus und Orbus im Jahre 753 v. Chr. wurde im Gasthof ihres Ziehvaters Faustulus bei Speis und Trank ausgiebig bis in die späten Abendstunden gefeiert.
Nachdem alle Gäste das Fest verlassen hatten, saẞen Urbulus und Orbus noch eine Weile zusammen und besprachen, was das Leben im Wald auf der Bulau ihnen noch bringen würde.
Schlieẞlich schmiedeten sie den Plan, am nächsten Tag von der Bulau ins Tal des Flusses Rodau herabzusteigen und eine Stadt zu gründen.
Mamma Vulpa bei der 18. Geburtstagsfeier von Urbulus und Orbus auf der Terrasse von Faustulus' Gasthof.
Um zu entscheiden, wer Bauherr und Namensgeber der neuen Stadt werden sollte, lieẞen sie die Giggl fliegen - eine Orakelmethode, die sie von Mamma Vulpa erlernt hatten.
Da mehr Giggl in die Richtung von Urbulus flogen, sollte dieser Bauherr und Namensgeber der neuen Stadt werden.
Die Zwillingsbrüder versprachen sich an diesem ihrem Geburtstagsabend gegenseitig, brüderlich und in Frieden nach Vorbild ihres Groẞvaters Tridrys über die neue Stadt herrschen zu wollen.
Und überhaupt sollte die Stadt solcher Natur sein, dass Mutter Hassia stolz auf sie wäre.
Als beide zu Bett gegangen waren, überkam Orbus beim Einschlafen die Gier - eine der Eigenschaften, die er schon im Säuglingsalter von seiner Ziehmutter angenommen hatte.
Orbus gierte danach, nicht nur Bauherr und Namensgeber, sondern auch alleiniger Herrscher der neuen Stadt zu sein.
Kurzum beschloss er, seinen schlafenden Bruder Urbulus noch in der selben Nacht hinterlistig mit einem Dolch zu ermorden.
Der schlaue Urbulus jedoch kannte seinen Bruder Orbus nur zu gut, hatte die List kommen sehen und unbemerkt den letzten Krug des Abends mit ins Schlafzimmer genommen.
Mit dem Krug in seiner Hand lag Urbulus hellwach in seinem Bett und täuschte vor zu schlafen, den Anschlag durch den Bruder wohl erwartend.
Als Orbus mit erhobenem Dolch in der Hand das Zimmer betrat und seinen Bruder gerade erstechen wollte, drehte sich Urbulus plötzlich um, holte aus und schlug seinem Bruder den Krug über den Schädel, so dass dieser bewusstlos zusammenbrach.
Der Krug selbst zerbrach dabei nicht wegen der halbgöttlichen Natur des Urbulus.
Die Verbannung des Orbus und die Gründung von Urberach
Am Morgen nach dem Anschlag auf seinen Bruder lag Orbus immer noch bewusstlos, aber lebendig da.
Urbulus, der seinen wehrlosen Bruder leicht auch hätte töten können, spürte neben Rachelust auch Liebe und Fürsorge für Orbus, verschonte diesen vom Tod und bereitete dessen Verbannung vor.
Urbulus band Orbus auf eine Pritsche, die von einem Ochsen gezogen wurde.
Gemeinsam mit Faustulus und Mamma Vulpa zogen sie hinab ins Tal und Urbulus hob als Zeichen seines Sieges Orbus' Dolch empor, mit dem er selbst hätte erstochen werden sollen.
Sie setzten die Pritsche auf der Rodau ab und lieẞen den darauf gefesselten Orbus rodauabwärts treiben.
Den Dolch, mit dem Orbus seinen Bruder hatte erstechen wollen, hatten sie ihm auf seine Flussfahrt mitgegeben.
Urbulus verbannt seinen Bruder Orbus, der auf einer Pritsche gefesselt ist. Als Zeichen seines Sieges hält er den Dolch empor, mit dem Orbus ihn ermorden wollte.
Das Wappen von Urberach zeigt einen Krug und ein Wagenrad.
Mit der Verbannung des Orbus hatte Urbulus Rache an seinem Bruder geübt.
Er gründete noch an Ort und Stelle die neue Stadt und nannte sie Urberach, was so viel wie Urbulus' Rache bedeutet.
Als Wappen von Urberach bestimmte Urbulus den Krug, mit dem er seinen Bruder niedergeschlagen hatte, und ein Wagenrad der Pritsche, auf der sie Orbus abgeführt hatten - wobei das Wagenrad auch für das gewonnene Wagenrennen durch seinen göttlichen Vater Jupiter stehen sollte.
Auf dem höchsten Hügel Urberachs errichtete Urbulus eine uneinnehmbare Festung, den Dalles.
Jahrhundertelang wurde das Jahr der Gründung Urberachs zur weltweiten Zeitrechnung mit "ab urbe condita" (a.u.c. = seit der Gründung Urberachs) referenziert.
Das Wappen von Ober-Roden zeigt einen Dolch in einer Stadtmauer.
Einige Tage war Orbus auf dem Wasser getrieben und schlieẞlich am Ufer der Rodau angeschwemmt worden, wo Krähen ihm seine Fesseln lösten und ihn mit Nahrung versorgten.
Orbus, völlig durchtränkt von Rodauwasser, gründete noch am gleichen Tag die Stadt Ober-Roden, was so viel wie "Orbus aus der Rodau" bedeutet, und lieẞ die Krähen die Stadtmauer errichten.
Er hatte den Dolch, den Urbulus ihm mitgegeben hatte, bei sich gefunden.
Er wählte daher als Wappen von Ober-Roden den in der Stadtmauer steckenden Dolch.
Die beiden Städte Urberach und Ober-Roden gedeihten nebeneinander, doch ihr Verhältnis sollte Jahrhunderte lang von dem Bruderstreit geprägt bleiben.
Die Befreiung der Kerba (Das Kegelrätsel)
Im Norden von Urberach hinter der Bulau herrschte der Despot Dietus über seine Stadt.
Dietus, nicht mit sonderlicher Klugheit und Schlauheit ausgestattet, führte ein Leben in Saus und Braus, während seine Untertanen Hunger, Armut und Krankheit leiden mussten.
Das Wappen von Dietzenbach zeigt zwei Weintrauben und einen Strom.
Aufgrund seines Hangs zu Rausch und Ekstase war Dietus ein guter Freund des Bacchus - und Bacchus war Schutzpatron der Stadt, weswegen die Stadt Dietus-Bacchus genannt wurde.
Dass die beiden ein Trinkgelage nach dem anderen veranstalteten und der Wein dabei in Strömen floss, spiegelt sich noch im Wappen des heutigen Dietzenbach wider, das zwei Weintrauben und einen Strom zeigt.
Dietus war mit der Tochter des Bacchus, der Halbgöttin Kerba, verheiratet. Bacchus hatte Kerba im Wein- und Wanderurlaub in Südtirol mit einer flüchtigen Bekanntschaft gezeugt und sich seiner Tochter angenommen, als die Mutter gestorben war.
Der noch unverheiratete Urbulus wusste um die unübertroffene Schönheit der Kerba und bedauerte, dass sie als Frau des Despoten Dietus unter solch dürftigen Umständen leben musste.
Aus diesem Grund besuchte der schlaue Urbulus den dummen Dietus an einem sonnigen Spätsommerwochenende und schlug ihm eine Wette vor:
Urbulus würde ein Rätsel stellen.
Wenn Dietus dieses nicht innerhalb des Wochenendes lösen könnte, sollte Urbulus Dietus' Frau Kerba bekommen, andernfalls sollte Dietus die Stadt Urberach erhalten und Urbulus würde ins Exil ziehen.
Dietus, der sich sicher war, dass er mithilfe seiner Stadt- und Kreisverwaltung jedes Rätsel lösen können würde, schlug ein.
So stellte Urbulus das Rätsel: "Was ist rund und spitz zur gleichen Zeit und kann rollen, und bleibt doch am gleichen Ort?".
Dietus gab das Rätsel sogleich seiner Kreisverwaltung in Auftrag und wartete ab.
Die beiden Herrscher von den beiden Seiten der Bulau feierten zusammen ein herrliches Fest, bei dem auch Bacchus und Kerba zugegen waren.
Sie tanzten zu Musik und tranken Dietus-Baccher Wein aus Hörnern.
Bei tiefsinnigen Gesprächen mit Kerba verliebte sich Urbulus in sie, weil er erkannte, dass sie nicht nur schön, sondern auch ausgesprochen klug war.
Als die Zeit gekommen war, sollte Dietus des Rätsels Lösung nennen.
Da aber Wochenende war, hatte Dietus' Kreisverwaltung nicht an dem Problem gearbeitet und der dumme Dietus hatte keinen blassen Schimmer, was die Lösung sein könnte.
Da sprach Urbulus: "Ich werde dir die Lösung vorführen."
Urbulus nahm sein Trinkhorn, zog es mit der Kraft seiner Hände gerade, so dass es kegelförmig wurde, nämlich rund und spitz zur gleichen Zeit.
Sodann legte er es auf den Boden und gab ihm Schwung.
Da rollte die Kegelform und blieb doch am gleichen Ort.
Dietus erkannte wie dumm er gewesen war - das ganze Wochenende hatte die Lösung in seinen Händen gelegen und doch hatte er sie nicht erkannt.
Er hatte die Wette gegen Urbulus - und damit auch seine Kerba - verloren.
Die aus Dietus' Zorn entstandene Felslandschaft. Erst in den 1970er Jahren konnten Menschen das lebensfeindliche Gebiet erschließen und dort siedeln.
In seinem Zorn rannte Dietus nach drauẞen und lief den Rest seines Lebens wütend in einem groẞen Kreis.
Dabei stampfte er so fest auf den Erdboden, dass ringsherum herum die Steine aus der Erde getrieben wurden.
Das Gebiet, in dem er seine Wutkreise zog, wurde zu einer lebensfeindlichen Felslandschaft und sollte für immer veflucht bleiben.
Urbulus nahm die glückliche Kerba - denn diese hatte sich auch in Urbulus verliebt - mit nach Urberach und Urbulus heiratete Kerba mit einer groẞen Hochzeitsfeier.
Bacchus, Kerbas Vater, erkannte, von welch Despotem Urbulus seine Tochter befreit hatte und empfand tiefste Dankbarkeit.
Als Zeichen seines Dankes und seiner Verbundenheit übertrug er den Urberachern das Handwerk Apfelwein zu keltern.
Dieses Getränk, auch Göddertrobbe genannt, war zuvor nur den Göttern vergönnt gewesen.
So wurde die Hochzeit von Urbulus und Kerba zu einem rauschenden Fest.
Noch heute feiern die Urberacher alljährlich im Spätsommer zu Ehren Kerbas ihr Stadtfest, die Kerb.
Desweiteren verschwisterte sich Urberach mit Kerbas Heimatstadt Tramin in Südtirol und die beiden Weinorte sind bis heute eng befreundet.
Sieg über die Bayern
Aus Südosten hatte sich ein barbarisches Bergvolk aus den Alpen, die Bayern, auf einen Eroberungszug gen Norden begeben.
Nachdem sie schon die Donau überquert hatten, waren sie nun im Begriff entlang des Mains bis zum Rhein vorzudringen.
Auch Urberach wurde im Jahre 342 a.u.c. von den Bayern belagert.
Alle Urberacher hatten sich in den Dalles zurückgezogen und harrten dort während der Belagerung aus.
Eines Nachts, als alle Urberacher schliefen, fanden die Bayern einen verborgenen Einstieg durch die Mauern des Dalles und konnten unbemerkt in die Festung eindringen mit dem Plan, die Urberacher im Schlaf zu überraschen.
Die Gänse, die auf dem Dalles lebten - Urbulus hatte die Liebe zu Gänsen von Mamma Vulpa geerbt und diese Eigenschaft an alle Urberacher weitergegeben -, bemerkten die Eindringlinge jedoch und begannen laut zu schnattern.
Auch heute noch holen die Bayern sich in Hessen ihre Watschen ab.
Häufig sind Vögel involviert - wie hier der Eintracht-Adler.
So wachten die Urberacher auf und schlugen die Bayern, die ohne Deckung waren, in die Flucht.
Es sollte eine der höchsten und schmerzhaftesten Niederlagen der Bayern werden, die ihre Gebietsgrenzen daraufhin mit genügend Sicherheitsabstand zu Urberach zurückzogen und keinen weiteren Vorstoẞ Richtung Rhein mehr wagen sollten.
Noch heute heiẞt die Stelle auf dem Dalles, an der die Bayern von den Gänsen erwischt wurden und von den Urberachern geschlagen wurden, Gänseeck.
Im bayrischen Sprachgebrauch findet sich heute noch der Ausdruck "eine Watsche austeilen", was auf das Watscheln der Gänse zurückgeführt werden kann, deren Wachsamkeit die bayrische Niederlage einläutete.
Christianisierung - Urbi et Orbi
Goldrausch in Orwisch
Goethe in Urberach
Industrialisierung, Dreieichbahn und U-Bahn
Impressum:
Max Rauch
Bruchwiesenstr. 63a
63322 Rödermark
E-Mail: max punkt rauch at orwis punkt ch